15 Jahre Bologna-Reform – Prozess noch nicht abgeschlossen

Die Bologna-Reform feiert heute ihren 15ten Geburtstag. Mit dem Ziel, europäische vergleichbare Abschlüsse zu schaffen, die Qualität von Studienangeboten zu verbessern und die Beschäftigungsfähigkeit von Akademikern zu erhöhen, wurde in der italienischen Universitätsstadt Bologna 1999 die größte europäische Bildungsreform angestoßen.

Seitdem hat sich viel getan im europäischen Bildungsraum: Europaweit wurden die Studiengänge auf das Bachelor- und Mastersystem umgestellt, die Studenten müssen jetzt als Leistungsnachweise Credit-Points sammeln und das Erasmus-Programm ermöglicht neben dem Studium an europäischen Hochschulen das Kennenlernen der verschiedenen europäischen Kulturen und deren Traditionen schon seit nunmehr 27 Jahren.

In Deutschland selbst waren bis zum Wintersemester 2012/13 fast 87% aller Studiengänge auf das mehrstufige System umgestellt worden. Die Umsetzung des Bologna Prozesses funktionierte und funktioniert bis heute noch nicht reibungslos an den Universitäten, obwohl angedacht war, den Reformprozess innerhalb von 10 Jahren abzuschließen. Viele Hochschulen befinden sich immer noch in einem Lern- und Anpassungsprozess ihrer Studiengänge und Systeme- wobei es bei den Fachhochschulen besser geklappt hat als an den Universitäten. Vor diesem Hintergrund steht der RCDS dieser Reform als konstruktiver Ansprechpartner zur Seite und setzt sich bei ihrer Umsetzung für die studentischen Belange ein.

Grundsätzlich besteht noch ein großer Handlungsbedarf, da sich jeder zweite Student mit einem Bachelor nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet sieht , einige Studiengänge nur den Master als berufsqualifizierend anerkennen (z.B. Lehramt), nur 40% der Studenten ihren Bachelor in der Regelstudienzeit absolvieren und erwachsene Studenten mit Anwesenheitspflichten zu Seminaren und Vorlesungen gezwungen werden.

Anpassungen müssen vor allem im Dialog mit den betroffenen Studenten und den Lehrkräften geschehen und man muss zusammen nach praktikablen Lösungen suchen, um vor allem das Ziel der nationalen und europaweiten Mobilität tatsächlich zu erreichen und sich nicht weiter im klein-klein der Bürokratie zu lasten der Studenten zu verlieren.

Die Internationalisierung der akademischen Ausbildung ist ein zukunftsweisender Punkt. Aus diesem Grund beschloss Deutschlands ältester Studentenverband 2014 in Münster sein Europapolitisches Programm, dessen Kerninhalte eine Weiterentwicklung der Bologna Reform ermöglichen sollen:
1. eine Verbesserung der Mobilität für Studenten und Akademiker,
2. eine stärkere Beratung der Studenten im Erasmus+ Programm,
3. eine Ausrichtung der Stipendien an den Lebensunterhaltungskosten der Aufenthaltsländer
4. und Gemeinsame Qualifikationsziele im europäischen Hochschulraum zur Vergleichbarkeit und Anerkennung von Studienleistungen.

Nachdem sich die große Koalition nun über einige Eckpunkte ihrer Bildungspolitik geeinigt hat, wie die komplette Übernahme des BAföG durch den Bund, müssen in den kommenden Jahren die Aufgaben von allen angegangen werden. So stehen die Länder in der Verantwortung, die BAföG Mittel auch an ihre Hochschulen zu geben.
Wir brauchen eine BAföG Novelle vor dem Wintersemester 16/17 und wir benötigen in Deutschland mehr Masterstudienplätze, um unseren Studenten Perspektiven für ihre akademische Laufbahn und fachliche Qualifikation bieten zu können.

Trotz aller Kritik an der Bologna Reform ist ihr Kerngedanke, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen, der Richtige. Eine friedliche europäische Zukunft kann nur weiter gesichert werden, wenn gerade junge Menschen die sprachlichen und kulturellen Grenzen überwinden, von und mit anderen Menschen lernen und so Kompetenz und Toleranz gefördert werden.