Im Jahr 2016 erhielten 25.500 Studenten ein Deutschlandstipendium nach dem Stipendienprogramm-Gesetz. Das Statistische Bundesamt (Destatis) teilte mit, dass damit die Zahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten im Vergleich zum Vorjahr um 5 % stieg. Gemessen an der vorläufigen Gesamtzahl der Studenten des Wintersemesters 2016/2017 erreichte sie einen Anteil von 0,9 %. Den höchsten Anteil der Stipendiatinnen und Stipendiaten gab es im Saarland mit 1,6 %, den geringsten in Hamburg mit 0,3 % und Schleswig-Holstein mit 0,5 %.
Dieses Missverhältnis ist einerseits Ausdruck unterschiedlicher Schwerpunktsetzung einzelner Rektorate und andererseits strukturell bedingt. Um den notwendigen Kontakt zur Wirtschaft herzustellen müssen die Hochschulen eigene Kapazitäten aufwenden. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gezahlten Verwaltungspauschalen decken nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz lediglich ein Drittel der Verwaltungskosten. Hochschulen, die sich aus Gründen schlechten Wirtschaftens vergangener Jahre oder zu geringer Grundmittel der Landesregierungen in finanziellen Engpässen befinden, haben demnach Probleme beim Einstieg in die Förderung. Dies ließ sich zuletzt an der Universität Hamburg beobachten. Dort wurden nur 58 anstatt der 622 möglichen Stipendien eingeworben, obwohl die Beteiligung für Unternehmen ausgesprochen attraktiv ist (Kontaktmöglichkeit zu Studenten, Steuervorteile).
So entsteht ein ungleicher Wettbewerb, bei dem besonders kleinere oder drittmittelschwache Hochschulen benachteiligt sind. Es ist bezeichnend, dass 49 % der Deutschlandstipendien in den sogenannten MINT-Fächern vergeben werden (stat. Bundesamt). Daher ist es notwendig, auch drittmittelschwache Studienfelder zu fördern und ihnen die Vergabe von Deutschlandstipendien zu ermöglichen.
Zwar begrüßt der RCDS grundsätzlich den Wettbewerb zwischen Hochschulen, allerdings ist dieser nur zu Teilen im Sinne der Studenten. Ein Wettbewerb, der daher rührt, wie viel Geld und Arbeitszeit die jeweilige Hochschule für das Deutschlandstipendium abstellen kann, ist nicht notwendigerweise ein Ausdruck für die Qualität der Forschung und Lehre. Erst wenn für die Hochschulen keine zusätzlichen Kosten entstehen und so Hürden geschaffen werden, spiegelt die Zahl der eingeworbenen Deutschlandstipendien die Vernetzung der Hochschule mit der Region und die Forschungsleistung adäquat wider. Dies muss aber Ziel der Förderung sein, damit gerade für Studienanfänger eine angemessene Orientierungskennziffer geschaffen wird.
Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten fordert daher die Bundesregierung dazu auf Mittel für die Anschubfinanzierung bereitzustellen. Daraus sollen Projekte teilfinanziert werden, mit denen Hochschulen in das Deutschlandstipendium einsteigen können. Weiter sollen aus obigen Gründen die Verwaltungspauschalen erhöht werden.
Die Änderungen sollen das Deutschlandstipendium, welches zurzeit hervorragende Ergebnisse erzielt, sofern die lokalen Grundlagen an den Hochschulen gegeben sind, flächendeckend etablieren. Darüber hinaus werden die Qualität von Forschung und Lehre sowie die lokale Vernetzung der Hochschule gegenüber der Finanzstärke an Bedeutung in der Frage, wie viele Stipendien vergeben werden können, gewinnen.
Der verbleibende Wettbewerb stützt sich dann maßgeblich auf die für die Wissenschaft bedeutsamen Aspekte. Dies ist im Interesse aller im Wissenschaftssystem vertretenden Akteure. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten sieht das Deutschlandstipendium als eine Chance der Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, die einen Teil der Studienfinanzierung der Studenten darstellt und die ihnen einen Einblick in die Berufswelt ermöglicht.