Am 20. Juni 2016 traf sich unser Bundesvorsitzender mit der Bundesvorsitzenden der Frauen Union, Anette Widmann-Mauz, um über Bestandteile des CDU-Wahlprogramms für die Bundestagswahl 2017 zu diskutieren. Ein Kernthema war die familienfreundliche Hochschule. Wie familienfreundlich sind die deutschen Hochschulen und was muss besser werden? Tatsache ist, dass die Hochschulen Nachholbedarf haben:
- Die Fakten
1 Der Anteil studentischer Eltern stagniert seit Jahren zwischen fünf und sieben Prozent.
2 Ihr durchschnittliches Alter beträgt 31 Jahre.
3 Elf Prozent sind alleinerziehend.
4 Circa ein Drittel der in Vollzeitstudiengängen eingeschrieben Eltern studiert de facto in Teilzeit, also weniger als 25 Stunden in der Woche.
5 59 Prozent arbeiten neben ihrem Studium. Für 82 Prozent davon ist die Arbeit notwendig für ihren Lebensunterhalt.
(Quelle: Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, 2012)
- Was die Hochschulen tun müssen
Verankern in der Grundordnung und dem Leitbild
Alle Hochschulen haben eine Grundordnung. Viele von ihnen geben sich zusätzlich ein Leitbild. Hier müssen die Hochschulen auch die Familienfreundlichkeit verankern.
Feststellung der Familienfreundlichkeit der Hochschule
Die „berufundfamilie gGmbH“ bewertet dazu die Studienbedingungen für Eltern an einer Hochschule und formuliert dann Verbesserungsvorschläge. Wenn dieses Verfahren erfolgreich war, wird die Hochschule zertifiziert. Das Ganze heißt „Audit Familiengerechte Hochschule“. Hierbei geht es um die Situation der Angestellten sowie die der studentischen Eltern.
- Konkrete Maßnahmen
Flexible Kinderbetreuung
Für die Kinder studentischer Eltern müssen kostengünstige Betreuungsmöglichkeiten bereitgestellt werden. Diese müssen sich flexibel nach den Kursen und Vorlesungen richten.
Bauliche Kompatibilität und Digitalisierung
In Wohnheimen müssen ausreichend Wohnungen vorhanden sein, die den räumlichen und finanziellen Bedürfnissen der studentischen Eltern gerecht werden. Alle Einrichtungen und Mensen der Hochschulen müssen mit Wickeltischen und Ruheräumen ausgestattet werden. Hörsäle sollten für Eltern reservierte Plätze nah am Ausgang bereithalten.
Die Digitalisierung muss besser ausgebaut werden, z. B. bei Klausuranmeldungen und Bescheinigungen. Das erspart unnötige Besuche im Sekretariat.
Veränderungen im Lehrbetrieb
Obwohl die Präsenzpflicht oft sinnvoll ist, sollte es für studentische Eltern eine Lockerung geben, bspw. eine Erhöhung der Anzahl der erlaubten Fehltermine für Studenten mit Kind.
Bei der Anmeldung zu Seminaren oder Vorlesungen sollten studentische Eltern bevorzugt ihren Wunschtermin erhalten. Administrativ könnte man dabei auf ein bestimmtes Merkmal im Anmeldesystem zurückgreifen, welches die Eltern freiwillig beantragen können.
Auch sollten die Beratungsstellen der Hochschulen für die Bedürfnisse studentischer Eltern sensibilisiert werden. Hierbei sollte sich die Beratung auf Flexibilisierungsmöglichkeiten des Studiums und auf staatliche Unterstützungsmöglichkeiten beziehen.