Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in Europa und Belarus lud die Konrad-Adenauer-Stiftung aus den Reihen des RCDS Vertreterinnen und Vertreter des Bundesfachausschusses Europa und Gesellschaft neben Studenten aus Belarus und der belarussischen Exiluniversität in Litauen, der EHU, ein. Der dreitägige Workshop fand vom 26. bis 28. April in Vilnius statt und behandelte drei zentrale Themen. Neben den Fortschritten in Hinblick auf die Einführung des Bologna-Systems in Belarus wurden auch Möglichkeiten des Forschungsprogramms „Horizon 2020“ und die Fortentwicklung des ErasmusPlus-Programms besprochen.
Während im Lauf der vergangenen Jahre immer mehr Länder außerhalb der Europäischen Union ihre nationalen Hochschulprogramme an das Bologna-System anglichen, verbleibt mit Belarus nur noch ein Staat, der die Einführung des Bachelor-Master-Modells vorzunehmen hat. Grund hierfür ist nicht zuletzt das Bildungssystem, welches mit kurzen Schulzeiten, dafür anschließend mit einem zeitlich weit umfangreicheren Grundstudium aufwartet. Berufe, denen in Deutschland eine Ausbildung vorangeht, bedürfen in Belarus oftmals eines Universitätsstudiums, weshalb 90 % aller Schulabsolventen ein Studium aufnehmen. Nach dem Abschluss an einer Universität, deren Professoren nicht zuletzt aufgrund des geringen Lohnniveaus im Bildungssektor oftmals anderen, zeitraubenden Tätigkeiten nachgehen, ist eine zweijährige Arbeitspflicht keine Seltenheit. Gemeinsam erarbeiteten die Teilnehmer Möglichkeiten, die Situation zu verbessern.
Parallel hierzu fanden Präsentationen sowie eine Diskussion zum Programm „Horizon 2020“ statt. Hinter dem Namen verbirgt sich das bisher größte Forschungsprogramm der EU, das mit einem Gesamtvolumen von knapp 80 Milliarden Euro aufwartet, die in einem Zeitrahmen von sieben Jahren bis 2020 zur Verfügung gestellt werden sollen. Während einige belarussische Institute bereits erfolgreich Fördermittel beantragt haben, verhindert die Unterrepräsentation der Geisteswissenschaften in Belarus und vorrangig das Misstrauen in europäische Forschungsprogramme momentan eine Vergrößerung des Programms. Gemeinsam formulierte Ziele sollen in diesem Rahmen die Verstärkung der Zusammenarbeit der Wissenschaftler beispielsweise durch Konferenzen und die verstärkte Verfügbarkeit von belarussischen wissenschaftlichen Publikationen in Europa sein. Auf diesem Weg kann eine Brücke von der Wissenschaft zur Zivilgesellschaft geschlagen werden.
Eines der zentralen Themen sollte auch die weiterführende Teilnahme an ErasmusPlus durch belarussische Studenten bilden. Durch die Möglichkeit, Universitäten im europäischen Ausland zu besuchen, werden das Verständnis der jungen Menschen in Europa für- und voneinander und Bildungsmöglichkeiten verbessert. Im Lauf der Diskussion zeigte sich, dass es hier zu einem großen Teil administrative Hürden gibt, die überwunden werden sollen.
Abwechslungen zu den gedankenintensiven Workshops bildeten das gemeinsame Kennenlernen der litauischen Hauptstadt und der litauischen Küche. Damit gab die Konrad-Adenauer-Stiftung in Vilnius, bei deren Vertretern wir uns noch einmal herzlich bedanken möchten, die Gelegenheit, den Kontakt untereinander nicht nur aufzubauen, sondern auch zu vertiefen.